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Aus Fehlern lernen.

 

Erfolgsorientierte Menschen halten es schlecht aus, wenn etwas schiefgeht. Doch nur wer begreift, dass Lernprozesse immer mit Fehlern einhergehen, kann auf seinem Gebiet wahre Meisterschaft erlangen.

 

Wir alle machen Fehler - tatsachlich sogar öfter, als uns klar ist. Warum sind wir dann so überrascht, wenn wir heraus finden, dass wir uns irren?


Blind für Fehler

Kathryn Schulz, Autorin des Buchs Richtig irren, hat sich lange damit befasst, warum wir davon ausgehen, dass wir immer recht haben. Ihre These: Wir lernen von klein auf, dass Menschen, die vieles falsch verste­hen, nicht genug gelernt haben, nicht klug und überdies Querulanten sind. So wollen wir keinesfalls sein.

Schulz hat auch festgestellt, dass sich die Erkenntnis, einen Fehler begangen zu haben, unangenehm anfühlt. Bis wir dies spüren, sonnen wir uns allerdings darin, recht zu haben. Meist nehmen wir gar nicht wahr, dass wir uns irren. Manchmal sind wir derart von etwas bean­sprucht, dass wir andere Dinge, auch wenn sie noch so offensichtlich sind, übersehen: Das ist Unaufmerksamkeitsblindheit.

Um Erfolg zu haben und glücklich zu sein, sollten wir uns von dem Klischee verabschieden, dass nur missratene Kinder etwas falsch machen. Wir alle begehen Fehler.

Oft merken wir es eben nicht, oder die Menschen um uns herum sind zu höflich, um uns darauf hinzu­weisen. Davon geht die Welt nicht unter: Es ist gut, daran erinnert zu werden, dass man nicht perfekt ist­ - Unvollkommenheit kann sogar sehr viel Kreativität freisetzen.


Erfolg versus Meisterschaft

Würden Sie sagen, Sie seien per­fektionistisch? Manchmal müssen wir uns mit Ergebnissen begnügen, die unter unseren Möglichkeiten geblieben sind. Doch müssen wir uns des­wegen schlecht fühlen? 

In einer TED-Konferenz beschrieb die Kunst­historikerin Sarah Lewis, wie sie Bogenschützen bei dem Versuch beobachtete, das Paradoxon des Bogenschiessens zu meistem.

Wer ins Schwarze treffen will, muss leicht danebenzielen. Lewis erklärte an diesem Beispiel den Unterschied zwischen Erfolg und Meisterschaft.

 

Mit einem Treffer landet man einen Erfolg - Meister­schaft verlangt jedoch zuverlässige Leistungen, sprich: mehrere Treffer nacheinander, die nur durch Fehl­schüsse zu erreichen sind. Viele grosse Künstler, so Lewis weiter, machten sich nichts aus einigen ihrer Werke, obwohl andere diese wertschätzten. Solche "Beinahe­ treffer" sind Teil des Lernprozesses. Das eigene Werk kritisch zu beur­teilen sollte als Zeichen zunehmen­den Könnens interpretiert werden, denn es bedeutet, dass man seine Fähigkeiten perfektioniert. Niemand irrt sich gerne oder gibt nicht sein Bestes. 

 

Seien Sie nachsichtig mit sich. 

Selbst die grössten Könner machen Fehler.


Das Paradoxon des Bogenschiessens

Ins Schwarze zielen, um es zu tref­fen? Nicht unbedingt. Am Beispiel des Bogenschiessens lässt sich das zeigen. Pfeile biegen sich, wenn sie abgeschossen werden, folglich ist ihre Flugbahn gekrümmt. Will der Bogenschütze die Abweichung berechnen, muss er dessen Spine­wert kennen. Dies ist das Paradoxon des Bogenschiessens.

 

Für einen perfekten Schuss muss der Schütze seine Aufmerksamkeit leicht neben die Zielscheibenmitte richten.

 

Um spüren zu können, wie Dinge sich entwickeln, müssen wir manchmal ein paar Pfeile loslassen. Betrachten Sie Ihre Fehler also als Probeschüsse. Achten Sie darauf, wo Sie mit  Ihren Bemühungen landen, und korrigieren Sie bei Bedarf Ihre Vorgehensweise.


Das Gorilla - Experiment

1999 zeigten die Harvard-Psychologen Christopher Chabris und Daniel Simons Freiwilligen ein kurzes Video. Zwei Teams aus je drei Personen spielten in einem kleinem Raum Basketball. Die Spieler des einen Teams trugen weisse, die des anderen schwarze T-Shirts.

Die Probanden wurden gebeten zu zählen‚ wie viele Pässse sich die Spieler mit den weissen T-Shirts innerhalb einer Minute zuspielten.

Während des Spiels betrat ein Mann im Gorillakostüm von rechts den Raum, lief zwischen den Spielern hindurch, blieb in der Mitte stehen, schlug sich auf die Brust und ging nach links ab.

Die Hälfte der Probanden hatten sich so aufs Zählen konzentriert, dass sie den Gorilla überhaupt nicht bemerkt hatten. Das Experiment gilt inzwischen als klassischer Nachweis für die Unaufmerksamkeitsblindheit:

 

Wenn wir uns auf etwas Bestimmtes konzentrieren, blenden wir anderes aus. selbst wenn es so offensichtlich ist.

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