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Das Zwischenhirn

Der Theologe Paul Schulz sagt:

„Auch das Limbische System ist kein Ort des Denkens. Im Limbischen Gehirnsystem sitzen die Emotionen, Regungen also, die wir landläufig ungenau als nonverbale Gefühle bezeichnen. In der gegenwärtigen Diskussion ist dieser Hirnbereich neu im Blick als Sitz der emotionalen Intelligenz (EQ).

Die hohe motorische Reaktionsfähigkeit des Limbischen Systems gründet in seiner überraschend einfachen Reaktionsmethode: Eingehende Impulse werden aufgrund von gespeicherten Erfahrungsmustern sofort emotional bewertet, ohne den verzögernden Einfluss rationaler Reflexion. Da das Limbische System dem Neo-Kortex, dem Denkhirn vorgeschaltet ist, bleibt dabei das Denkhirn ausgeschaltet. So kann das Limbische System bei vom Stammhirn signalisierter Bedrohung in allerkürzester Zeit elementare, spontane Abwehrreaktion auslösen – Flucht oder Angriff. Auch dieser Gehirnteil ist allen tierischen Lebewesen in diversifizierter Form anteilig.

Nur beim Menschen wird nach der Spontanreaktion des Limbischen Systems das Denkhirn eingeschaltet und der Vorgang vom Limbischen System zur Reflexion an das Denkhirn weiter geleitet.“    


Aufgabe: Selbstbehauptung

Darwin hat den Spruch „Survival of the Fittest“ geprägt. Diese Aussage hätte auch aus dem Zwischenhirn stammen können, denn zu früheren Zeiten hing das Überleben davon ab, Beute zu machen und nicht Beute zu werden. Das Zwischenhirn gibt uns erst die Fähigkeit, uns gegen Gefahren behaupten zu können und nicht die Flucht zu ergreifen. Wo das Stammhirn noch starr auf der Erfahrung der Vergangenheit zurückgreift, lockert dies das Zwischenhirn und ermöglicht uns Variationen „einzubringen“. Es erzeugt Emotionen. Diese Emotionen kennen in erster Linie schwarz oder weiss, Freund oder Feind, positiv oder negativ. Durch die Ergänzung des Stammhirns ermöglicht uns das Zwischenhirn, Gefühle zwischen Angst und Aggression und damit verbunden zwischen Flucht und Angriff zu unterscheiden. Die Emotionen (Zwischenhirn) sind nicht mit den Gefühlen (Stammhirn) zu verwechseln. Gefühle können Emotionen auslösen, müssen aber nicht immer sichtbar sein, im Gegensatz zu Emotionen.  


Zeitbezug: Gegenwart

Die Schnelllebigkeit der Zeit, wie es in der früheren Jagdgesellschaft der Fall war, bringt es mit sich, dass blitzschnell eine Situation erfasst und eine Entscheidung getroffen werden muss. Schnelles und impulsives Reagieren ist für Jäger wie Gejagte überlebensnotwendig. In diesem Verhalten wird das Stammhirn mit den Erfahrungen aus der Vergangenheit durch die neuen Erfahrungen aus der Gegenwart erweitert und ergänzt. Im Zwischenhirn ist der Spass am Spielen verankert und damit verbunden die Fähigkeit des individuellen Lernens. 


Soziale Beziehung: Die Gruppe

Wo sich das Stammhirn noch in der Menge wohl fühlt, ist dies dem Zwischenhirn schon zu unstrukturiert. Klare Verantwortlichkeiten müssen geregelt werden und es muss jemand das Sagen haben. Das Überleben der Gemeinschaft funktioniert nur in organisierten Gruppen, nicht mehr in der alleinigen Menge. Auf die Jungen aufzupassen, sie richtig anzuleiten, für Nahrung zu sorgen, Gefahren für alle abzuwehren, erfordert eine Aufgabenteilung in der Gruppe.  


Anspruch: Status

In einer Gruppe zusammenzuleben, erfordert eine klare Struktur. Es muss klar definiert sein, wer das Sagen hat, dies kann nicht einfach zufällig geschehen. Oder noch schlimmer, jedes Mal durch neue Machtkämpfe geregelt werden. Das Zusammenleben in der Gruppe erfordert eine hierarchische Ordnung, um diese Ordnung zu erkennen, bedienen sich die Menschen seit jeher der Statussymbole. Im Militär z.B. sind dies Orden oder Rangabzeichen, bei „normalen“ Personen kann dies das Auto, die teure Uhr oder ein Designer Kleid sein. 

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